Zur Galerie      
Über E-Mail Kontakt zu Dieter Kemper erreichte mich die Beschreibung über den Beginn seiner Karriere. Vielen Dank dafür.

Anfang einer Karriere

Dieter KemperIch war von meinem 9. Lebensjahr an zehn Jahre lang Schwimmer, unter anderem als Wasserballspieler in der Westdeutschen Jugendauswahl und habe auch international gespielt. 

1957, mit 20 Jahren, kam ich durch meinen Freund ans Radtraining. Ich wollte dadurch mein Können als Wasserballer verbessern. Ich hatte 2 Sprüche, die bei mir vorherrschten. Der erste war: "Ich will!" und der zweite: "Immer etwas mehr tun als die anderen!".
Darauf baute ich meine ganze Laufbahn auf.

Bei diesem Training stellte mein Freund fest, daß ich sehr gut fuhr und er überredete mich, den ersten Schritt zu fahren, ein Rennen für jedermann. Ich kaufte ein gebrauchtes Rennrad für 100 DM. Dann kam das Rennen. 10 Runden a 2 km.
Mein Freund sagte mir: "Immer vorne fahren, hinten fallen `se viel!"
Achtung! - Los!  Als Erster um die Kurve, die nächste wieder als Erster, die folgende mit Karacho wieder hinein und ich fand mich an einer Mauer liegend wieder. "Alles vorbei!", war mein erster Gedanke, aber das Rad war noch heil. Nur den Lenker mußte ich gerade biegen. Dann hinterher! In der 5. Runde holte ich die Spitze wieder ein. Ich richtete mich auf und schaute mich um, um zu sehen,  wer noch mitgekommen war. Dabei fuhr ich dem Letzten ans Hinterrad und fiel wieder hin. Es blieb Gott sei Dank alles heil und ich sauste wieder hinterher. Für mich gab es nur, wie ich schon sagte: "Ich will!"
In der letzten Runde am Zielberg holte ich die Spitze wieder ein, doch  da passierte vor mir ein Sturz und ich war wieder dabei. Dabei hatte ich einen Schuh verloren und weil ich nicht mit einem fahren wollte, zog ich den anderen auch aus und fuhr auf Strümpfen hinterher.
200 m vor dem Ziel kam ich wieder dran,  fuhr sofort vorbei und gewann den Sprint. Leider war bei meinem Sturz jedoch einer weggefahren und der hatte gewonnen.

Bei diesem Rennen schaute ein Trainer zu, der aus dem Osten kam und mit Täve Schur trainiert hatte. Er kam zu meinen Eltern und mir nach Hause, und sagte, daß ich sehr gut wäre und Radfahrerer werden sollte. Die Schwimmerei gab ich darauf auf, denn ich mußte im folgenden Jahr zur Bundeswehr und hätte nicht mehr mitschwimmen können, aber Radfahren nach Dienstschluß war möglich.
Als die Bundeswehr zu Ende war, hätte ich eigentlich zur Ingenieurschule gemußt, aber ich hatte mich zu spät gemeldet und wurde nicht genommen. Also war ich frei zum Radfahren.
Meinem Vater sagte ich, dass ich  jetzt 3 Jahre jeden Tag zur Abendschule gegangen war  und tagsüber gearbeitet hatte, danach 1 Jahr bei der Bundeswehr gewesen war und nun 1 Jahr nur Rennen fahren wollte.
Er sagte: "Gut, Essen und Trinken hast du zu Hause, aber was du an Geld brauchst, mußt du dir selbst besorgen!"
Ohne es zu wissen, war das genau das Richtige. Ich mußte Preise herausfahren und sie verkaufen, um Geld zu bekommen. Um diese Preise zu gewinnen, mußte ich viel trainieren und fuhr im Schnitt pro Woche zusammen mit dem sonntäglichen Rennen 650-700 km.
Meine Organe waren durch das Schwimmen bereits voll ausgebildet und ich brauchte nur noch die Muskeln. Dafür war mein Training gut.

Ich beendete die Bundeswehrzeit im März 1959 und wurde im Juni durch den Conti Preis schon Nationalfahrer. Dann, Ende 1960, wurde ich Berufsfahrer.

So war der Anfang.