Rad-Welt Nr 55 (5.7.1919)
Schwerer Sturz Schürmanns in Münster
Ein beklagenswerter Unglücksfall ereignete sich am
Donnerstag abend auf der Sportbahn am Schiffahrter Damm in
Münster. Die vier Kurzstreckenfahrer, die der alten Bahn aus der
glücklicheren Zeit vor dem Kriege noch verblieben sind,
nämlich der eben erst von seiner Verwundung
wiederhergestellte S c h ü r ma n n , sowie seine Landsleute K
e
r s t i n g, K ü h n und R e n g s h a u s e n, hatten
den ersten Teil ihrer gemeinsamen allabendlichen Uebungsarbeit fast
beendet, und der flottführende Kühn war eben im Begriff, vor
Schürmann, Kersting und dem gerade abgelösten
Rengshausen in die Zielkurve einzubiegen, als Schürmann mit seinem
Rade zusamenenbrach und seine beidern Hintermänner über ihn
hinwegstürzten. Rengshausen war glimpflich davongekommen.
Kersting hatte neben zahlreichen Schrammen am ganzen Körper,
starke Prellungen im Gesicht und eine bedeutende Verletzung am
Hinterkopfe erlitten. Am schlimmsten war aber Schürmann
zugerichtet. Sein Kopf wies, abgesehen von mehreren scharfen Rissen an
Stirn und Nase, oberhalb des rechten Auges eine tiefe Wunde auf,
am rechten Beine zeigte sich oberhalb des Knies eine
tiefe Wunde. Nach Anlegung eines Notverbandes wurde
Schürmann in eine Kabine getragen und später, da ein Arzt
nicht erreicht werden konnte, mittels Droschke in das St.
Mauritz-Hospital geschafft, während es Kersting, trotz heftiger
Kopfschmerzen vorzog, zu, Fuß dorthin zu gehen, sich aber nach
Anlegung von Verbänden noch am selben Abend heimbegeben durfte.
Nach dem Urteil des Arztes bietet der Zustand Schürmanns keinen
Anlaß zu Befürchtungen; indessen wird die Heilung der Wunden
längere Zeit in Anspruch nehmen, so daß an eine
Erfüllung der von ihm eingegangenen Rennverpflichtungen
einstweilen nicht zu denken ist. Das Befinden Schürmanns ist
nach den letzten Meldungen gut. Fieber ist bisher nicht aufgetreten,
und Schmerzen sind erträglich. Knochenverletzungen bestehen nicht.
Der Münsteraner läßt allen, die sich um ihn so
freundlich bemüht haben, besonders dem ihm leider unbekannt
gebliebenen jungen Sportfreunde, der das Verbandszeug so rasch
herbeischaffte, auf dem Wege über die "Rad-Welt" herzlichst
danken. - Sein Leidenagefährte K e r s t i n g konnte trotz der
Beschwerden, die seine Verletzungen ihm bereiteten, am Sonntag bereits
wieder die Rennen auf seiner Heimatbahn bestreiten, wurde
aber durch Reifenschäden an der Entfaltung seines Könnens
behindert.
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